Lebensspuren

Wieder geht ein Jahr zu Ende. Zeit inne zu halten, zurück zu schauen. Sich die Frage zu stellen: Welche Spuren habe ich in diesem Jahr hinterlassen? Und was durfte ich mitnehmen?

Ich bin heuer wieder gerne gewandert. Je nach Witterung blieb manchmal ganz schön viel vom Weg an den Schuhen kleben. Was habe ich – auch im übertragenen Sinn – so alles mitgenommen von meinen Wegen? Im Schnee in Maria Kirchental habe ich im Februar vergängliche Spuren hinterlassen.

Eine kleine Methode zum Jahresrückblick

Heute stelle ich dir kleine Methoden aus der Biografiearbeit und dem kreativen Schreiben zur Verfügung. Eine Einladung, die Spuren des letzten Jahres in den Blick zu nehmen, sie in allen Farben leuchten zu lassen. Um dann den neuen Wegen, die sich dir eröffnen, mit Freude, Mut und Zuversicht entgegen zu gehen.

Hast du Lust darauf? Es gibt mehrer Schritte, wähle, was gerade für dich passt, Teile davon, gerne alles. Vielleicht ist es auch gut, dich beim Lesen des Beitrages zu einem anderen persönlichen Rückblick anregen zu lassen! 

TIPP: Falls du diesen Beitrag erst später im Jahr liest: Natürlich kannst du mit dieser Methode auch einen Entwurf für dein Jahr 2023 machen, auch für einen bestimmten Monat oder die nächste, frei gewählte Zeitspanne.

Im Jahr 2019 habe ich meinen Jahresabschluss so versucht, wie ich es dir jetzt vorstelle.

Mein Jahr 2022

Nimm ein großes Blatt, möglichst A3 Format zur Hand und Buntstifte, wenn du welche hast. Male in die Mitte des Blattes einen Kreis und schreibe hinein: „Mein Jahr 2022“. Nun ziehe 8 Linien von diesem Kreis weg und beschrifte diese mit: Familie/ Beziehungen – Kultur – Natur – Bildung/Arbeit – Gesellschaft – Mann/Frau sein – Persönlichkeit. Diese Begriffe sind die sogenannten Stränge der Biografie. Und gut geeignet, mit ihnen auf das Leben zu blicken, die Spuren des vergangenen Jahres in den einzelnen Bereichen des Lebens zu bedenken. Die Form eines Mind Map kann dabei sehr hilfreich sein.

Mind Map

Große tiefe Spuren haben sich vielleicht in Form von Aha Erlebnissen eingeprägt, aber auch ganz kleine, zarte Spuren ziehen sich durch das vergangene Jahr. Hast du im Urlaub einen neue Lieblingsspeise kennen gelernt? Sirtaki getanzt? Oder bist du durch eine herrliche Berglandschaft gewandert? Welche Menschen haben dich in diesem Jahr begleitet? Ich genieße es, die Welt mit den Augen meiner Enkelkindern neu zu entdecken. Vielleicht hast du, wie ich , auch einen lieben Menschen aus Jugendzeiten nach vielen Jahren wieder getroffen, und ein intensives und anregendes Gespräch geführt? Und dadurch wertvolle Impulse erhalten zum Weiterdenken? Vielleicht hast du dein aktives Berufsleben beendet, wie ich im Jahr 2019. Wie hast du dich darin zurecht gefunden? Wie gestaltet und verändert sich dein Frau/Mann sein mit dem zunehmenden Lebensalter? Welche politischen, gesellschaftlichen Herausforderungen haben wir erlebt, und wie hast du darauf reagiert? Lebst du deine Überzeugungen, lebst du aus deiner Mitte?

Antworten auf diese und ähnliche Fragen führen zu weiteren Assoziationen und immer feineren Verästelungen. Ein dichtes Wurzelwerk entsteht. Es macht sichtbar, was deinen Lebensbaum 2022 gut versorgt hat, ihn hat wachsen lassen.

Betrachte nun dein Bild. Lies dir alles durch, überrascht von dem, was da aus deinem Stift geflossen ist. Ringle nun acht Wörter ein, die dich besonders ansprechen. Wie wäre es mit einem Elfchen zum Jahresabschluss? Aus den acht Wörtern und drei Bonuswörtern entsteht ein Gedicht. Das Schema ist einfach:     1 – 2 3 – 4 5 6 – 7 8 9 10 – 11, also in 5 Zeilen insgesamt 11 Wörter. Reime sind nicht nötig. Mein Elfchen aus dem Jahr 2019 hat mich beglückt: es war ein gutes Jahr!

Mein Jahresabschluss Elfchen

Unsicherheit

im Garten

lesen Hoffnung schreiben

Neugier Lust und Experimente

wagen

 

Die Lebensjahr Kordel

Hast du die Worte erkannt? Am Beginn des Beitrages siehst du sie bei der Lebensjahr Kordel.

Vielleicht magst du dir auch eine solche Kordel drehen, als Erinnerung an dein Jahr, auch als Lesezeichen ist sie gut geeignet!

Hier findest du die Anleitung!

 

Du benötigst: 

      • Bunte Garn- oder Wollreste, je eine Farbe pro biografischem Strang
      • Kleine Kärtchen, auf die du die eingeringelten Worte des Mind Map schreibst. Loche jedes Kärtchen.
      • Du befestigst das Kärtchen in der Mitte des entsprechenden biografischen Fadens.
      • Mit Hilfe eines lieben Menschen drehst du die Fäden zu einer Kordel.
      • So begleiten dich deine Lebensspuren 2022 weiter!

Diese und andere Anregungen waren auf dem Infobrief Biografiearbeit vom Dezember 2019 zu finden. Herausgegeben von LebensMutig, der Gesellschaft für Biografiearbeit. Auf der Webseite www.lebensmutig.de findest du diesen meinen Brief leider nicht mehr, aber alle Briefe seit Jänner 2020. Im März 2023 darf ich wieder einen Infobrief schreiben.

LebensMutig bietet vielfältigste, lustvolle und inspirierende Angebote, alle zum Thema Biografiearbeit. 

Hinweisen möchte ich dich auf die Werkwoche Biografiearbeit im September 2023 im Haus Werdenfels bei Regensburg.

TreibGUT  Bruchstücke finden – einsammeln – sortieren  ist der vielversprechende Titel. Für den Folder mit allen Infos zu den verschiedenen Workshops und dem Rahmenprogramm klicke bitte einfach den Titel der Veranstaltung an.

Ich wünsche uns für das Neue Jahr, dass es uns bei all den herausfordernden Wegen, die vor uns liegen, gelingt in Balance zu bleiben. Und unsere Wege mit Mut und Zuversicht, wie dieser Seiltänzer, hoch über dem Meer von Triest, zu gehen. Er war gut am Seil gesichert. Immer wieder ist er ins Stolpern geraten, ist auch gestürzt, hat sich wieder auf das Seil geschwungen und ist seinen Weg mit Konzentration im Versuch von Leichtigkeit und Freiheit weiter gegangen. Was für ein Vor-Bild für das Leben, ein Lebens-Muster!