Geschenke der Natur

Färberkamille

Im Färbergarten blüht es, und schon steht erste Ernte an.

Doch zuerst dem Wunder lauschen, mit Augen und Ohren: den Farben, dem Summen der Insekten, dem lieblichen Wind, dem Knistern der Sonne und später dem wunderbaren Regen, der mir das Gießen abnimmt.

Bunt begrüßen mich Zinnien und eine schwarze Stockrose gleich beim Eingang. Dazwischen Krapp, mit unscheinbaren gelben Blüten. Der Krapp ist im ersten Jahr, die rauhen, beinahe klebrigen Stängel müssen noch wachsen. Wie auch beim weiß blühenden Färbermeister und beim in voller gelber Blüte stehenden echten Labkraut sind die Wurzeln für die Rotfärbungen zuständig. Zumindest drei Jahre Zeit brauchen die Wurzeln bis zur Ernte. Alkanna habe ich heuer auch gesetzt. Sie blüht blau, ihre Wurzeln färben rot.

Der Färberwaid vom zweiten Jahr ist bereits verblüht, schwarz glänzen die Samenstände, sie schwingen leicht im Wind. Die Blattrosetten der Pflanzen im ersten Jahr sollen noch wachsen, bevor ich mit ihnen Blau machen kann. Aber die Blätter des einjährigen japanischen Färberknöterichs können bald geschnitten werden. Im Buch „Der Regenbogenfarbendieb“ über die japanische Färbewerkstatt Yoshioka gibt es ein Rezept, wie den frischen Blättern die blaue Farbe entlockt werden kann und mit ihr Seide kalt gefärbt wird. Ganz schonend für Energie und Umwelt. Das möchte ich versuchen. Blau färben soll auch die Färberhülse, erst im späten Frühjahr gesetzt, ist sie noch klein. Die Schnecken haben sie freundlicherweise verschont, wie gut!

Bald müssen nun die gelben Blüten der Färberkamille geerntet und getrocknet werden. Eine gute Ergänzung zum Vorrat vom letzten Jahr. Reseda, auch Färberwau genannt, färbt ebenfalls gelb. Heuer sind die Pflanzen klein geblieben. Mit der Ernte vom Vorjahr gelangen aber einige gute Färbungen, die ich im Frühjahr mit Ecoprint weiter bearbeitet habe.

Gelbe Farbe liefern auch die Färbertagetes und das Färbermädchenauge. Die Blätter der einen und die Blüten der anderen machen im Ecoprint wunderbare Abdrucke.

Auch die lila blühende Kapmargarite druckt wunderbar, ebenso das echte Mädesüß. Im Vorjahr haben die Rehe die frischen Triebe abgefressen, heuer ist sie zu stattlicher Größe herangewachsen. Die Blätter der wilden Möhre drucken auch schön. Zu bewundern sind jetzt vor allem die sich öffnenden Blütenstände.

Was habe ich noch im Färbergarten? Staudenlein. Er ist mehrjährig, mehr eine Zier- als Gebrauchspflanze, aber mit den typischen kleinen blauen Blüten des Leins, sie schweben beinahe im Wind. Im Gegensatz zu dieser zierlichen Pflanze steht die Karde. Gepflanzt im Frühjahr bildet sie heuer die Blattrosette aus. Im nächsten Jahr wird sie dann zu ihrer wahren Größe heranwachsen, zwei Meter können es schon sein. Und ihre beindruckenden, erst in blauen Kränzen blühenden, dann stacheligen, Blütenköpfe ausbilden, mit denen früher Stoffe aufgerauht wurden. Wie vielen Pflanzen wird auch ihr Heilkraft zugesprochen, vor allem bei Borreliose, heißt es,  soll sie wirksam sein. Aber da kennen sich andere besser aus, ich bleibe bei den Farben und allem, was mit dem Textilen zu tun hat.

In der Färbeliteratur heißt es, dass die Blätter des Frauenmantel kurz vor der Blüte gelb bis grün-oliv färben, wie auch die echte Schafgarbe. Dost bringt Farbe von hellrot bis ocker. Die Blüten der schwarzen Stockrosen färben von violettblau über grau bis schwarz, je nachdem welche Beize verwendet wird, Alaun oder Eisen. Erfahrene Färberinnen berichten aber auch über ganz andere Ergebnisse. Alles hängt immer von der Wasserqualität, vom verwendeten Pflanzenmaterial und vielem anderen ab. Es bleibt jedenfalls spannend.

Zwischen all den Färberpflanzen leuchten blauen Blüten vom Borretsch. Ob der auch färbt? Wie auch der Klee hat er sich ganz von selbst in den Färbergarten begeben, beschenkt ihn mit seiner Farbe.

Erzählen möchte ich  noch von meinen Ecoprintversuchen auf mit Reseda und Krapp vorgefärbtem Stoff. Ein Experiment nach einer Beschreibung von Irit Dulman, verbunden mit der Technik der Eisendecke, die ich bei Constanze Habringer erproben durfte : Oxalis, der Sauerklee, schreibt Irit, hat entfärbende Wirkung. Auf den gefärbten Stoff wurde der Klee, frisch gepflückt im Wald, auch ein paar Stängel Waldmeister aufgelegt. Dazu aus dem Garten Bambusblätter und Hartriegel. Darauf kam eine sogenannte leichte Eisendecke. Das Ergebnis ruft nach Fortsetzung. Im nächsten Frühjahr, wenn der Klee die beste entfärbende Wirkung erzielt

 

Der Färbergarten befindet sich im Garten vom Haus der Stille. Ich habe ihn auf einem der Mietbeete angelegt.

Er kann sehr gerne besucht werden. Der Eingang ist bei der Station des Sonnengesangsweges, die von den schön leuchtenden Sternen singt, und dem Mond.

 

Und im August gibt es im Haus der Stille einen Workshop mit einer Einführung in die Technik des Ecoprint, verbunden mit meditativen Elementen. Er heißt „Überraschende Geschenke der Natur und der Stille“.

Nähere Infos dazu finden sich unter ANGEBOT.