Blau machen – mit Zeit und Muße

Im Juli war es soweit! Der japanische Färberknöterich entwickelte seine zarten rosa Rispenblüten. Zeit zur Ernte der Blätter von zwei Stück meiner vier Pflanzen. Eine ordentliche Menge ist zusammen gekommen. 

Zuerst mussten die Blätter von den Stängeln gezupft und vom Erdreich befreit werden. Dann ging es daran sie klein zuschneiden. Nun wurden sie gewässert und geknetet. Und siehe da, das Wasser wurde grün! Die Zugabe von etwas Essig stabilisierte die Farbe. Zwanzig Minuten lang musste geknetet werden, bis das entstandene Farbbad in einen Kübel abgegossen wurde. Die durchgekneteten Blätter wurden nun nochmals gewässert. Und wieder geknetet, um weiteren Farbstoff aus den Blättern zu lösen. Dann kam das zweite Farbbad zum ersten und die Blätter auf den Kompost.

Und der vorbereitete gewässerte Stoff in das Farbbad. Auch wieder für lange Zeit. Immer wieder wird er bewegt, damit der Stoff die beinahe giftgrüne Farbe gleichmäßig annimmt. 

Das Wunder des Blau-machens geschieht erst ganz zum Schluss, wenn der Stoff aus dem Farbbad kommt. In Kombination mit dem Sauerstoff der Luft entwickelt sich die blaue Farbe. Zeit, nichts zu tun, einfach zu staunen!

Diese Methode der Blaufärbung ohne das Ansetzen einer Küppe, wie sie von der Indigofärbung bekannt ist, und ohne Zufuhr von Hitze funktioniert nur mit Seide. Für pflanzliche Fasern müsste doch eine Küppe angesetzt werden.

Allerdings: Das Baumwolltuch, das ich als „Sieb“ zum Abgießen des Farbbades und zum Auspressen der gekneteten Blätter verwendet habe, ist auch blau geworden. Wie gut alle Farben halten werden, muss nun im Alltag erprobt werden!

Im Buch „Der Regenbogenfarbendieb“ über die Färbewerkstatt Yoshioka habe ich dieses tolle Rezept gefunden! 

Die geschnittenen Blätter
werden im Wasser geknetet
und dann abgeseiht.
Das grüne Farbbad
Der Presskuchen im Tuch
Das Ganze noch einmal...
Der Stoff wird erst grün
und an der Luft blau!
Das Presstuch an der Leine!